Wiederaufbau ist nahezu abgeschlossen – Elektrifizierung bleibt herausfordernd


Die Bahnverbindung zwischen Trier und Köln ist seit der Flut 2021 gestört. Noch immer fährt kein Zug die Bahnhöfe durchgehend an.  Zuletzt waren die Arbeiten an der Strecke immer wieder ins Stocken geraten und die Kommunikation der DB InfraGO als verantwortliches Infrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn (DB) mit den Bürgern, Gemeinden und Unternehmen kritisiert worden.  

Bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Stadthalle Rondell in Gerolstein informierten die Verantwortlichen über den aktuellen Stand und die weiteren Planungen. Rund dreihundert Interessierte waren der Einladung gefolgt. Dies unterstrich die Bedeutung der Eifelstrecke als zentrale Verkehrsader für Pendler, Schüler, Tourismus und Wirtschaft. 

„Die schweren Schäden durch die Hochwasserkatastrophe 2021 und die verzögerten Reparaturarbeiten haben weitreichende Auswirkungen. Es ist eine Last, welche die Region zu tragen hat“, erklärte Bürgermeister Hans Peter Böffgen. Es gelte besser ins Gespräch zu kommen, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Stadtbürgermeisterin Steffi Lorisch forderte zudem Abhilfe beim Zustand der eingesetzten Busse und dem Umstand, dass der Schienenersatzverkehr ohne Toilettenangebot sei.

Kommunikation mit der Region wieder verbessern

„Wir möchten ehrlich und transparent informieren und miteinander reden, auch wenn es Schwierigkeiten gibt“, pflichtete Thorsten Müller bei, Verbandsdirektor Zweckverband Schienenpersonennahverkehr RLP Nord. Der SPNV-Nord ist Besteller und Organisator der Zugleistungen im Nahverkehr auf der Schiene im Norden von Rheinland-Pfalz. 

Nach gemeinsamer Begrüßung durch Bürgermeister Hans Peter Böffgen und Stadtbürgermeisterin Steffi Lorisch stellten DB InfraGO AG-Kommunikationsreferentin Scheffler, Projektleiter Wienke und Teamleiter DB Netz AG Oveisi den Stand der Bauarbeiten vor.  Auch über die Themen Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der Strecke wurde informiert. In einer von Bürgermeister Hans Peter Böffgen moderierten Runde hatten die Besucher Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen.

Wie ist der Stand?

Die Bauarbeiten sind von Engpässen bei Material und Fachkräften geprägt. Die Eifelstrecke mit 164 km Streckenlänge, alter Stellwerktechnik und noch herzustellenden Voraussetzungen für die Elektrifizierung sei ein komplexes Bauvolumen. Mehrfach erfolglos gebliebene europaweite Ausschreibungen für einzelne Bauabschnitte hätten u.a. zu Verzögerungen geführt. Mittlerweile sei der Wiederaufbau aber weitestgehend geschafft und werde bis Ende September 2025 mit der vollständigen Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks (ESTW) Gerolstein abgeschlossen. 

Für das elektronische Stellwerk Gerolstein rechnet die DB InfraGO mit dem 15. Juni 2025 als Termin der Inbetriebnahme für den Streckenabschnitt Gerolstein – Nettersheim und mit dem 30. September 2025 für den Streckenabschnitt Bitburg-Erdorf – Gerolstein. Seit dem 31. März ist der Streckenabschnitt Trier-Ehrang – Bitburg-Erdorf in Betrieb.

Herausforderung Elektrifizierung

Auch die lange Bau-Dauer der Oberleitungsarbeiten und der damit verbundenen Sperrungen belasten die Region. Kommunikationsreferentin Annegret Scheffler bat um Verständnis bei den Anliegern der Eifelstrecke für die Einschränkungen und den Baulärm während der Bauarbeiten. Sie bot den Anwohnern an, sich bei Problemen gerne bei ihr zu melden. 

„Elektrifizierung ist mehr als nur Oberleitung“, so Scheffler. „Vergleichbare Projekte im Planfeststellungsverfahren benötigen ca. 10 Jahre.“ Um die Voraussetzungen für die Elektrifizierung zu schaffen, seien unter anderem 300 Kilometer Oberleitung zu errichten, außerdem 56 Anpassungen von Eisenbahn- und Straßenbrücken sowie 10 Tunnel-Anpassungen notwendig. Um für künftige Extremwetterlagen aufgestellt zu sein, würden schlankere Brücken ohne Mittelpfeiler und neue Stellwerke möglichst auf höher gelegenen Standorten errichtet, Bahndämme, Durchlässe und Technik hochwasserfest gestaltet und die Strecke mit einer modernisierten Leit- und Sicherungstechnik ausgerüstet. 

Aufgrund der stufenweisen Arbeiten der Elektrifizierung gebe es leider weiterhin große Sperrpausen. Insbesondere drei in Rheinland-Pfalz trotz mehrfacher Ausschreibung noch nicht vergebene Lose zur Elektrifizierung von Streckenabschnitten mit jeweils 16 bis 20 Kilometer führen zu dieser Verzögerung. Eine besondere Herausforderung seien auch die Tunnel mit direkt anschließenden Brücken über die Kyll.

Die Lose wurden nun jeweils in Planung und Ausführung aufgeteilt, um das Verfahren zu beschleunigen. Mit dem Abschluss der gesamten Elektrifizierung der Eifelstrecke rechnet die DB InfraGO im Jahresverlauf 2028. Besonders die letzte Bauphase der Oberleitungen wolle man kompakter gestalten. Für diesen großen Eingriff brauche man alle Firmen gleichzeitig vor Ort. 

„Die Infoveranstaltung war wichtig und hat viele Fragen beantwortet.“ 

So das Fazit der Veranstaltungsteilnehmer. „In der Eifel wird gegenseitiger Respekt gelebt“, betonte Bürgermeister Hans Peter Böffgen und dankte für den respektvollen Umgang. Er versprach, mit kritischem Blick die weiteren Arbeiten auf der Eifelstrecke zu begleiten. 

Unter www.eifel-strecke.de findet man Antworten auf häufige Fragen, die Baumaßnahmen im Überblick, Ansprechpartner für Kommunikation und Projektleitung sowie Unterlagen bisheriger Info-Termine. Zudem kann man sich auch für einen Newsletter anmelden.

Hintergrund: Um eine schnelle Wiederherstellung zu fordern, hatten sich der Landkreis Vulkaneifel, die Stadt und Verbandsgemeinde Gerolstein sowie das Unternehmerbündnis für den Ausbau der Eifelstrecke an die Deutsche Bahn gewandt. Verbandsgemeinde- und Stadtrat hatten offene Briefe an die Entscheidungsträger gesendet, um auf verbesserte Informationsarbeit und Austausch zum Stand der Instandsetzungs- und Elektrifizierungsarbeiten hinzuwirken. (Links offene Briefe werden unter gerolstein.de ergänzt). 

Die DB InfraGO hatte daraufhin Informationsveranstaltungen in Gerolstein angesetzt, unter anderem am 12. März 2025 mit Vertretern der betroffenen Kommunen, Unternehmen, Fahrgastverbänden und interessierten Vereinen und Verbänden. Am 2. April informierten Vertreter der DB InfraGO alle Interessierten in der öffentlichen Veranstaltung. Eine weitere Bürger-Veranstaltung ist am 28. Mai 2025 in der Verbandsgemeinde Speicher geplant.

Informationen zum Schienenersatzverkehr 

  In den gesperrten Streckenabschnitten ist ein Ersatzangebot mit Bussen im Einsatz:  

  • Bis zum 13.06.2025 wird der Streckenabschnitt Trier-Ehrang – Bitburg-Erdorf von montags bis freitags wieder regulär im Stundentakt von SPNV-Zügen bedient. Ergänzend verkehren zwei Verstärkerfahrten im Schüler-/Pendlerverkehr sowie drei Fahrtenpaare des Express-Autobahn-SEV zwischen Trier und Euskirchen mit Zwischenhalt in Hillesheim, Kölner Straße. Sobald die Sperrung der L26 im Bereich Hillesheim beginnt, wird auf einen anderen SEV-Halt im Gebiet des Vulkaneifelkreises umgeplant und dieser rechtzeitig bekannt gegeben. 
  • Zwischen Gerolstein und Jünkerath wird der SEV auf einen 20-Minuten-Takt verdichtet. Ergänzt wird das Angebot durch die unabhängig vom SEV im Stundentakt verkehrende RegioBus-Linie 530 zwischen Gerolstein und Hillesheim.
  • An Wochenenden gilt weiterhin ein SEV auf der gesamten Strecke in RLP. Ein ergänzender Express-SEV zwischen Trier und Gerolstein ist in Planung und wird bald bekannt gegeben.
  • Von Mitte Juni bis September 2025 folgt eine erneute Phase des Schienenersatzverkehrs im Streckenabschnitt Gerolstein – Trier.
  • Zwischen Gerolstein und Köln soll die Strecke ab Mitte Juni 2025 für mehrere Monate, erstmals nach der Flut, wieder durchgehend befahrbar sein. Hier wird der RE 22 im Stundentakt verkehren.
  • Ab Oktober 2025 soll die durchgehende Befahrbarkeit des Abschnitts Gerolstein – Trier, ebenfalls für einige Monate, folgen.
  • Neu ab dem Fahrplanjahr 2026 (ab Dezember 2025) sind von montags bis freitags dreimal täglich ein schnelles RE12-Zugpaar zwischen Gerolstein und Köln sowie zusätzliche Verdichterfahrten der RB 24 zwischen Kall und Köln.
  • Auch die Schüler-Verdichterfahrten zwischen Gerolstein und Jünkerath kehren im Dezember 2025 mit vier Zugpaaren auf die Schiene zurück.
  • Weiterhin werden nächtliche Sperrpausen für ergänzende Bauarbeiten benötigt. In dieser Zeit (ca. 22 - 05 Uhr) verkehrt der Schienenersatzverkehr.
  • Für mögliche Güterverkehrskunden und auch für die Vulkaneifelbahn hat die DB ein Logistikkonzept erarbeitet, das die Versorgung der Güterverkehrskunden sicherstellt. Insbesondere Gerolstein ist immer aus mindestens einer Richtung anfahrbar. Quelle: www.spnv-nord.de/