Wie entwickelt sich die Wasserversorgung in der Verbandsgemeinde Gerolstein?


In Deutschland befassen sich Fachleute und Institutionen bereits seit vielen Jahren mit dieser Thematik: Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz untersuchen bereits seit Ende der 1990er Jahre gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst im Rahmen der Kooperation KLIWA „Klimaveränderungen und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“ die bereits erfolgten und zukünftigen Veränderungen im Wasserhaushalt. Das Bundesumweltministerium hat im März 2023 die „Nationale Wasserstrategie“ veröffentlicht.

Wasser ist ein wesentliches Gut: Jeder Mensch in Deutschland nutzt laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 125 Liter Trinkwasser pro Tag. Davon werden lediglich 5 Liter getrunken und zum Kochen verwendet. Der überwiegende Teil wird für die Toilettenspülung, Körperpflege, Waschen und Bewässerung genutzt.

Die öffentliche Trinkwasserversorgung wird in Deutschland zu 70 Prozent aus Grundwasser gespeist und nur untergeordnet aus See- und Talsperrenwasser bzw. Flusswasser. In Rheinland-Pfalz werden sogar über 95 Prozent des Trinkwasserbedarfs durch Grundwasserentnahmen abgedeckt.

Das Grundwasser ist regional nicht gleichmäßig verteilt und nicht überall verfügbar. Die Verfügbarkeit hängt in hohem Maße vom geologischen Aufbau des Untergrundes und der daraus resultierenden Grundwasserneubildung ab.

Das in der Vulkaneifel gelegene Gebiet der Verbandsgemeinde Gerolstein ist durch eine geologische Vielfalt gekennzeichnet.

Der tiefere Untergrund besteht aus gering wasserdurchlässigen, Devon-Schiefern. In geologisch jüngeren Schichten treten jedoch ergiebige Grundwasservorkommen auf, so z.B.

  • in den Eifelkalkmulden bei Birgel, Hillesheim, Nohn, Gerolstein und Müllenborn,
  • in den sandigen Buntsandstein-Schichten des Bettinger Grabens sowie bei Gerolstein-Büscheich und im Salmwald,
  • in den gut wasserdurchlässigen Vulkangesteinen des Westeifeler Vulkanfeldes zwischen Rockeskyll und Steffeln.

Zur Sicherstellung der Wasserversorgung nutzt die Verbandsgemeinde Gerolstein insgesamt 48 Trinkwasserfassungen (30 Quellfassungen und 18 Brunnen). Im Jahr 2022 wurden daraus insgesamt 3,1 Mio. Kubikmeter Grundwasser entnommen. Der Wasserbedarf wurde zu 62 Prozent aus Brunnen und zu 38 Prozent aus Quellen abgedeckt.

Die Grundwasserentnahmen machen einen Anteil von rund 10 Prozent der jährlichen Grundwasserneubildung aus. Die Nutzung basiert auf wasserrechtlichen Zulassungen, die von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Obere Wasserbehörde erteilt werden.

Mit dem Klimawandel ist in ganz Rheinland-Pfalz eine Abnahme der Grundwasserneubildung verbunden. In den vergangenen 20 Jahren ist die mittlere jährliche Grundwasserneubildung gemäß Mitteilung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums gegenüber dem langjährigen Mittel um rund 25 Prozent zurückgegangen.


Für die Verbandsgemeinde Gerolstein gehen Diplom-Geologen dennoch davon aus, dass in Zukunft ausreichende Grundwassermengen für öffentliche und private Nutzungen zur Verfügung stehen. Dies begründet sich in erster Linie in den günstigen klimatischen und geologischen Verhältnissen in Verbindung mit den vergleichsweise hohen Grundwasserneubildungsraten.

Zur Sicherung der Wasserversorgung empfiehlt das rheinland-pfälzische Umweltministerium „Anpassungsstrategien“, die in der Verbandsgemeinde Gerolstein bereits umgesetzt werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Wasserrechte werden bedarfsorientiert unter Berücksichtigung der reduzierten Grundwasserneubildung und langjähriger Betriebsdaten beantragt.
  • Zum Schutz des Grundwassers werden Wasserschutzgebiete abgegrenzt, Kooperationen mit der Landwirtschaft gegründet und Belastungen im oberflächennahen Grundwasser, z.B. durch Nitrat, saniert.
  • Quellen und Brunnen werden hochwassersicher ausgestaltet.
  • Das Rohrleitungsnetz wird durch die Verbandsgemeindewerke kontinuierlich überwacht und auf dem Stand der Technik gehalten. Hierdurch wird Rohrnetzverlusten wirksam entgegengewirkt.

Quelle: Dipl.-Geologe Achim Justen und Dipl.-Geologe Dr. Karl-Heinz Köppen, Wasser und Boden GmbH, Vortrag im Werkausschuss der Verbandsgemeinde Gerolstein am 29. Juni 2023.