Hochwasservorsorge an der Kyll auf den Weg gebracht 


Das Hochwasser im Juli stellt alle Betroffenen vor große Herausforderungen. Das gilt auch für die Anrainer der Kyll, die auf ihrem Weg zur Mosel u.a. in der Verbandsgemeinde Gerolstein zahlreiche Gemeinden zwischen Hallschlag und Densborn durchfließt.

Im Workshop „Hochwasservorsorge an der Kyll“ diskutierten Mitglieder der „Hochwasserpartnerschaft Kyll“ Ende November in Gerolstein Lösungswege und präventive Maßnahmen. Alle anliegenden Kommunen verfolgen dabei ein gemeinsames Ziel: Die Hochwasservorsorge soll so schnell wie möglich verbessert werden, um künftigen Schäden vorzubeugen. Bürgermeister Hans Peter Böffgen, seit September 2021 Vorsitzender der Hochwasserpartnerschaft Kyll, begrüßte dazu die Vertreter anliegender Verbandsgemeinden, Kreise sowie der Wasserwirtschaftsverwaltung.  Anfang September hatten Teilnehmer der Hochwasserpartnerschaft Kyll erstmals die Hochwasserkatastrophe aufgearbeitet und Probleme aufgezeigt.

Als Mitverursacher definierte Christof Kinsinger vom Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz mitgeschwemmte Treibgut, das Brücken und Durchlässe verstopft, sowie Geröllablagerungen im Gewässerbett. Zum Treibgut zählen Gehölze („Totholz“) aber auch am Gewässer unsachgemäß abgelagerte Materialien (Gartenmöbel, Wassertanks, Siloballen, Nutzholz) privater Anlieger. „Hier sind erster Linie die privaten Grundstückseigentümer gefordert“, so Kinsinger.


Formal liegt die Zuständigkeit für die Kyll als Gewässer II. Ordnung bei den Kreisen. Die Landkreise Vulkaneifel, Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg haben nach dem Hochwasser im Juli Ingenieurbüros mit der Ermittlung der Schäden, Durchführung von Sofortmaßnahmen und Planung von mittel- und langfristigem Hochwasserschutz beauftragt. Die zur Verkehrssicherung notwendigen Sofortmaßnahmen wurden bereits umgesetzt. Die weiteren Planungen laufen. Die Zuständigkeiten sind vielschichtig - beteiligt sind Landkreise, Kommunen, private Gewässeranlieger, Straßenbaulastträger, Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Naturschutzbehörden u.v.m.  „Das außergewöhnliche Hochwasserereignis hat wie in einem Brennglas verdeutlicht, dass die bestehenden Regelungen und Verantwortlichkeiten kritisch hinterfragt werden müssen und Schuldzuweisungen nicht förderlich sind“, so Marco Müller vom Ingenieurbüro igr Bitburg. 

Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass für die gesamte Kyll zwischen dem Kronenburger See und der Moselmündung in Trier-Ehrang ein gemeinsames Vorsorgekonzept unter Berücksichtigung der Kyll Zuflüsse erstellt, bisherige Praktiken überdacht und Verbesserungen festgelegt werden müssen.  Hierzu zählt auch das Räumen oder der Rückhalt von Treibgut in neuralgischen Bereichen und die Vermeidung von schwimmfähigen Materialien in Gewässernähe. Außerdem wurde die regelmäßige Kontrolle der Gewässer und des Gewässerumfeldes als wichtige, hochwasservorsorgende Aufgabe für die Zukunft identifiziert.

Die verschiedenen Einzelmaßnahmen sollen in ein überörtliches Hochwasservorsorgekonzept an der Kyll einfließen. Dazu zählen auch, dort wo möglich, Überflutungsräume am Gewässer, z.B. durch den weiteren Ankauf von Flächen zu schaffen. Solche Flächen in den Auen dienen gleichzeitig dem Naturschutz und der Hochwasservorsorge.

Auch die künftige Bauplanung muss sich den veränderten Bedingungen anpassen. Die Erinnerung an das Hochwasser erscheint in Teilen kurzlebig: Auch an der Kyll gab es nach dem Hochwasser vom Juli bereits wieder Anträge zu Neubauten im hochwassergefährdeten Bereichen, berichten Teilnehmer.

Auf Initiative von Bürgermeister Böffgen wurde festgelegt, in Abstimmung mit dem Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz und der Wasserwirtschaftsverwaltung ein praktikables und modellhaftes Handlungskonzept für die Kyll vom Kronenburger See bis zur Mündung in die Mosel zu erarbeiten. Konkrete Vorschläge und Maßnahmen hierzu werden im nächsten Workshop der „Hochwasserpartnerschaft Kyll“ im März 2022 diskutiert. Es wird mittel- und langfristig an allen Beteiligten liegen, dies im eigenen Zuständigkeitsbereich umzusetzen und so die derzeit noch hochwassergefährdete Situation nachhaltig zu verbessern.