Hand in Hand - Oberes Kylltal e.V. sucht Unterstützer


Lissendorf. „Als ich dem alten Herrn ein paar Mal den Garten gemacht hatte, rief er mich an und meinte, er könne sich doch jetzt für die Bundesgartenschau bewerben. Das war der schönste Dank, den ich mir als Helfer vorstellen kann“, schmunzelt Rainer Reuter.

Reuter ist einer von 21 Ehrenamtlichen, die sich im Verein „Hand in Hand - Oberes Kylltal e.V.“ engagieren. Regelmäßig besuchen die Helfenden des Vereins hilfsbedürftige Senioren, die Reuter „unsere Klienten“ nennt. Als erster Vorsitzender und Mitbegründer des Vereins trägt er die Verantwortung und führt das Projekt seit 2016 mit Empathie und Organisationstalent.

„Menschen, die Hilfe brauchen, rufen uns an, und ich führe ein erstes Gespräch bei ihnen zu Hause, um mir ein Bild von ihrer Lebenssituation zu machen", erklärt er die Organisation des gemeinnützigen Projekts. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit schließen wir mit den Klienten einen Vertrag ab, der die vereinbarten Leistungen und die Bezahlung der Helfer regelt. Die Kosten für den, der Hilfe sucht: Er zahlt den Jahresbeitrag von 24Euro an den Verein.

Die Helfer, das sind zum Beispiel Annie Reisch und Barbara Baumann. Seit vielen Jahren unterstützen die beiden hilfsbedürftige ältere Frauen und Männer. Die ehemalige Französischlehrerin Annie Reisch verbringt ihre Nachmittage mit ihren „Schützlingen“, sie spielen gemeinsam Gesellschaftsspiele, plaudern und lachen miteinander. „Aus diesen gemeinsamen Nachmittagen sind schon echte Freundschaften entstanden. Meine längste Betreuung dauerte vier Jahre – und jedes Jahr war ein Geschenk“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Auch Barbara Baumann ist von Anfang an im Verein dabei. Sie ist gelernte Altenpflegerin und hat in ihrem aktiven Berufsleben 33 Jahre in einem Altenheim auf der Demenzstation gearbeitet. Drei feste Klienten betreut sie regelmäßig. „Wenn ich zur vereinbarten Zeit komme, besprechen wir, was zu tun ist. Ich helfe bei Kleinigkeiten im Haushalt, ersetze aber keine Putzfrau.“ Viele der Senioren seien alleinstehend oder verwitwet. Sie freuen sich dann über ein Gespräch und ein bisschen Abwechslung für einige Stunden. Mit ihrer Betreuung entlasten die Helfer von „Hand in Hand“ auch ein wenig die Angehörigen, die manchmal weit weg wohnen und sich nicht täglich kümmern können.

Für die Aufgaben der Helfenden gibt es in jedem Fall klare Regelungen in der Satzung des gemeinnützigen Vereins. Pflegerische Tätigkeiten dürfen von den Ehrenamtlichen nicht übernommen werden.Vielmehr begleiten sie bei Fahrten zum Arzt, manchmal wird eine Begleitung zum Einkaufen gewünscht oder auch nur zum Plaudern. Die Männer im Verein helfen meist im Garten, wie Rainer Reuter, der den BUGA-reifen Garten in Ordnung gebracht hat. „Jeder Helfer hat seine eigenen Schwerpunkte, wie er sich unterstützen möchte“, erläutert Reuter. Das gelte auch für den Umfang der Hilfsleistungen. „Die Helfer bestimmen, wie oft sie eingesetzt werden möchten. Ob jemand zwei Stunden oder drei Nachmittage in der Woche für den Verein Zeit hat – wir sind dankbar für jeden, der mitarbeitet und berücksichtigen das bei der Planung.“

Auch die Bezahlung ist genau geregelt, obwohl das Geldverdienen für keinen der Helfer im Vordergrund steht. Die Hilfsbedürftigen zahlen einen Jahresbeitrag an den Verein, davon geht ein kleiner Obolus als Dankeschön an die Helfer. Und obwohl die Bezahlung der Ehrenamtler nicht hoch ist, tut dies der Freude an der Arbeit keinen Abbruch. „Es geht ja auch nicht ums Geld“, sagt Barbara Baumann schmunzelnd. „Es ist das Gefühl, etwas Gutes zu tun, die kleinen Momente des Glücks, wenn man sieht, wie dankbar die Menschen sind. Manchmal möchte eine Klientin noch ein bisschen mit meinem Therapiehund Phillip kuscheln, dann bleibe ich eben länger bei meinem Schützling. Das sind die Momente, die die Arbeit wirklich wertvoll machen.“

Dass diese ehrenamtliche Tätigkeit auch herausfordernd sein kann, verschweigt Helfer Lothar Schun nicht. Er ist zweiter Vorsitzende des Vereins und übernimmt meist Fahrdienste. „Ich habe eine demente Klientin, die ich regelmäßig zum Arzt fahre. Eine Unterhaltung mit ihr ist schwierig, also musste ich kreativ werden: Im Auto höre und singe ich mit ihr seither alte Volkslieder. Das bereitet der alten Dame große Freude.“ Schwierig wird es für die Helfer auch dann, wenn es einem Klienten schlecht geht oder er verstirbt. „Wenn man sich schon länger kennt, sind das Situationen, die man mit nach Hause nimmt“, gesteht Barbara Baumann. Bei den regelmäßigen Treffen, wo gelegentlich Supervisionen oder Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden, können sich die Helfer austauschen und selbst Kraft und Mut für ihre Aufgabe tanken. Annie Reisch hat sich zu Hause ein festes Ritual geschaffen, um Abstand von schwierigen Situationen zu gewinnen.

21 Helfende sind zur Zeit im Verein „Hand in Hand – Oberes Kylltal e.V.“ mit Herzblut dabei und betreuen gemeinsam 95 hilfsbedürftige Senioren. Das Problem: Alle Helfer sind selbst schon im fortgeschrittenen Alter und manche von ihnen gesundheitlich angeschlagen. „Wir brauchen dringend jüngere Aktive, die uns unterstützen“, appelliert Reuter eindringlich. „Ich verstehe, dass man zeitlich eingespannt ist, wenn man selbst eine Familie hat und noch berufstätig ist. Wir wären aber dankbar für jede Stunde, die sich ein Helfer für einen älteren oder hilfsbedürftigen Menschen einsetzen könnte. Man muss außerdem bedenken, dass wir alle in die Situation kommen können, wo wir Hilfe brauchen.“ Reuter spricht aus eigener leidvoller Erfahrung. Er gründete 2016 den Verein, nachdem er nach einem schweren Unfall hilflos aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen worden war.

Um Helfer im Verein „Hand in Hand“ zu werden, braucht man keine spezielle Ausbildung. „Man sollte offen für andere Menschen sein und Freude daran haben, anderen gemeinsame Zeit zu schenken“, meint Annie Reisch. „Für das, was man gibt, bekommt man soviel mehr zurück, nämlich Vertrauen und leuchtende Augen, wenn man seinem Schützling ein paar schöne Stunden bereitet hat“, fasst Lothar Schun die Motivation der Helfergruppe zusammen.

Wenn auch Sie Interesse an einer Mitarbeit als Betreuer im Verein „Hand in Hand – Oberes Kylltal e.V.“ haben, dann melden Sie sich telefonisch oder per E-Mail bei Rainer Reuter.

Telefon: Montag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr unter 06597 6789841, E-Mail: hih-ok@t-online.de

Die Veröffentlichung des Beitrages, der am 18.03. in der Printausgabe des Trierischen Volksfreund erschienen ist, erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Autorin Susanne Stumm und Trierischer Volksfreund.