Hier passt einfach alles: die Größe, die Ausstattung, die zentrale Lage und der barrierefreie Zugang. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Brunnen-Apotheke in der Hauptstraße 39 hat das Gerolsteiner Stadtarchiv einen „idealen“ neuen Standort gefunden. „Und wir können mit unserem Archiv einen jahrelangen Leerstand im Stadtzentrum beseitigen“, freut sich Hans-Josef Hunz.

Der Mitbegründer des Archivs zitierte zur Eröffnung aus einem “Arbeitspapier zur Einsetzung eines Arbeitskreises Stadtarchiv“. Die vom verstorbenen Heimatforscher, Stadtführer und Kommunalpolitiker Karl-Heinz Böffgen im Jahr 2004 aufgebrachte Idee, sich mit der Einrichtung eines Stadtarchivs zu befassen, wurde jedoch erst 18 Jahre später aufgegriffen. Nach dem Motto „Wir fangen mal an und sehen, was daraus wird“ gründeten Frank Kerner und Hans-Josef Hunz 2023 das heutige Stadtarchiv.
Angefangen hat es mit ein paar Aktenordnern und zwei Waschkörben, gefüllt mit unsortierten Schriftstücken, Zeitungsausschnitten und Fotos. Uwe Schneider, damaliger Stadtbürgermeister, stellte einen Raum im alten Rathaus zur Verfügung. Dieser stellte sich jedoch bald als zu klein heraus. Mit Bekanntwerden des Archivs übergaben nämlich Privatpersonen, Vereine und Unternehmen stetig sammel- und archivwürdige Unterlagen oder überließen sie als Leihgaben. Hans-Josef Hunz dankte - stellvertretend für viele „Gönner“ - Inge Böffgen, Anne-Claire Assion und Cornelia Schäfer herzlich.
Eine Besonderheit des Archivs stellt die „Fotosammlung Fredy Lange“ mit rd. 25.000 Fotos aus den Jahren 1930 bis 1980 dar. „Wir sind froh und stolz, dass Rainer Nowotny und Edith Löckenhoff-Lange, die Tochter von Fredy Lange, uns diese einmalige und für die Stadtgeschichte wertvolle Sammlung anvertraut haben.“
Auch die Gemäldesammlung des Stadtarchivs sticht heraus. „Lange verborgen ist sie nun in unserer Obhut“, erzählte Hans-Josef Hunz. „Viele unserer Landschaftsbilder sind Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, also 120 bis 140 Jahre alt.“ Die Bilder sind zum Teil seit über 50 Jahren im Besitz der Stadt oder der Verbandsgemeinde Gerolstein und können jetzt erstmals in ihrer Gesamtheit der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Herzlicher Dank an vielfältige Unterstützer

Das Archiv-Team dankt der Vermieterin Gerlinde Blaumeiser und Hausverwalter Heinz Weber für die Überlassung der Räume sowie Stadtbürgermeisterin Steffi Lorisch und den städtischen Gremien für die Übernahme der Mietkosten. „Ein Stadtarchiv ist für Forscher, Historiker und Bürger gleichermaßen interessant“, unterstrich Steffi Lorisch. „Wir erfahren mehr über unsere eigene Geschichte.“ Historie und Identität einer Stadt seien eng miteinander verknüpft und prägten das Leben der Bewohner. „Zusammen bilden sie das Fundament für das Gemeinschaftsgefühl und die Zugehörigkeit der Bürger. Sie fördern das Bewusstsein für unsere Stadt Gerolstein und stärken das Engagement, sie aktiv mitzugestalten.“

Einen herzlichen Dank richtete Hans-Josef Hunz an die Vorsitzende des Gerolsteiner Gewerbevereins Ines Weber und an Stefan Mertes von der Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde Gerolstein für die Mitwirkung beim Zustandekommen des Mietvertrages. Auch die Hauptsponsoren Gerolsteiner Brunnen und Kreissparkasse Vulkaneifel hätten Anfragen nach finanzieller Unterstützung stets wohlwollend und großzügig beantwortet. „Wir haben bestimmt noch einige Ideen, für die wir Sie zu gegebener Zeit gerne nochmal ansprechen werden“, so Hans-Josef Hunz schmunzelnd.
Dank der finanziellen Förderung (mit rund 1.850 Euro) durch die Leader-Region Vulkaneifel konnten die neuen Räume mit einem Großbildschirm, Bilderleisten und Staffeleien für die Präsentation der Gemälde ausgestattet werden.
Ein Dankeschön ging auch an die Mitarbeiter des Bauhofes der Stadt, „die immer anpacken, wenn starke Arme und geschickte Hände gebraucht werden.“ Namentlich nannte er Günter Otten, der in seiner Freizeit den Show- Raum im Archiv neu gestrichen habe.
Hans-Josef Hunz erwähnte auch die angenehme Zusammenarbeit mit befreundeten und gleichgesinnten Vereinen und Organisationen wie dem Förderverein der Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein, den Sammlerfreunden Eifel, der Ortsgruppe Gerolstein im Eifelverein sowie den Eisenbahnfreunden Jünkerath.
„Die Möglichkeit, uns in diesem Raum präsentieren zu können, sehen wir als Würdigung unserer bisherigen Arbeit. Es ist zugleich Ansporn für uns, dass Stadtarchiv weiterzuentwickeln und der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich zu machen.“
Ehrenamtliche Mitstreiter willkommen

Neben dem stetigen Zuwachs an Archivgut ist auch die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter gestiegen. Das aktuell achtköpfige Team, bestehend aus Alfred (Pedro) Wimmer, Horst Werner, Albert (Abbi) Hens, Andrea Hoffmann, Friedel Schneider, Hans-Josef Hunz und Frank Kerner (v.l.) sowie Peter Horsch (nicht abgebildet) freut sich über weitere Mitglieder – „gerne auch aus der Altersklasse unter sechzig“. Wer an der Geschichte Gerolsteins interessiert ist, kann sich mit seinen individuellen Kenntnissen und Fähigkeiten im Projekt Stadtarchiv einbringen.
Öffnungszeiten
Das Stadtarchiv Gerolstein ist künftig zwei Tage im Monat sowie an verkaufsoffenen Sonntagen und am Weihnachtsmarkt für Besucher geöffnet. Die nächsten Besuchertage sind am Dienstag, 17. Juni von 14:00 bis 17:00 Uhr und Samstag, 5. Juli von 10:30 bis 13:00 Uhr.
Spenden für Gemälde-Restaurierung erbeten

Das Gemälde mit dem Titel „Herbsttag in der Eifel – Parthie bei Gerolstein“ aus 1881 ist das älteste Bild der Sammlung. Der Maler Eugen Bracht hatte es nach einer Reise durch Eifel und Hohes Venn in seinem Atelier in Karlsruhe erschaffen. Eugen Bracht war zu seiner Zeit ein bedeuteter Landschaftsmaler und Hochschullehrer für Bildende Kunst. Viele seiner Werke sind im Besitz bedeuteter Museen, unter anderem der Nationalgalerie in Berlin.
1971 vom damaligen Bürgermeister Hans-Günter Geiser bei einer Auktion in Köln erstanden, blieb es über 50 Jahre im Verborgenen. „Wir haben dieses Bild als unser „Gemälde des Jahres 2025“ ausgewählt, um es fachmännisch instand setzen zu lassen“, so Hans-Josef Hunz. „Nach einer fachgerechten Restaurierung dürfte das Gemälde von Eugen Bracht in doppeltem Sinne ein ‚Prachtstück‘ in unserer Sammlung sein.“
Wer bei der Finanzierung der Restaurierungskosten unterstützen möchte, wendet sich bitte an das Archivteam.
Kontakt: Andrea Hoffmann, Sekretariat Stadtbürgermeisterin
- E -Mail: anfrage@stadtarchiv-gerolstein.de
- Tel. 06591 13-1036
Historischer Stadtspaziergang mit 20 Stationen

Frank Kerner stellte das Projekt „historischer Stadtspaziergang“ vor. An 20 Stationen werden historische Orte entlang des Kyllweges, der Sarresdorfer Straße, der Brunnenstrasse und der Hauptstraße in Gerolstein auf Bild- und Texttafeln erläutert. Besucher und Einheimische erfahren auf diese Weise viele architektonische Besonderheiten und markante Begebenheiten zur Stadt und ihrer langjährigen Geschichte.
Für diese Idee wurde das Stadtarchiv im letzten Jahr als „Team mit Stern“ ausgezeichnet und hat für die Umsetzung eine finanzielle Förderung des Gerolsteiner Brunnen erhalten.



