Die Amtszeit der ersten Jugendvertretung (JVG) der VG Gerolstein neigt sich dem Ende zu – am 1. Oktober stehen Neuwahlen an. Voraussetzung: Es melden sich (bis zum 14. August) eine ausreichende Anzahl Jugendlicher, die sich als Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl stellen.
Benjy Thömmes aus Gerolstein gehörte der ersten Jugendvertretung an und wurde zudem ihr erster Vorsitzender. Wir haben ihn zu seinem Engagement befragt. Im Interview erzählt er, was gut und weniger gut gelaufen ist. Und warum es aus seiner Sicht wieder eine Jugendvertretung geben sollte.
Als vor zwei Jahren der Aufruf zur ersten Jugendvertretung kam, was hat dich bewogen, dich zu bewerben?
Ich war schon länger an Politik interessiert. Die Chance, durch die neue Jugendvertretung als Jugendlicher sogar selbst Politik zu betreiben, fand ich einfach spitze. Ich finde es wichtig, dass Jugendliche gehört werden, wenn Entscheidungen getroffen werden, die Jugendliche betreffen. Dafür ist die Jugendvertretung perfekt.
Du hast dich dann auch gleich bereit erklärt, für den Vorsitz zu kandidieren. Warum?
Weil ich finde, dass man mit dem Vorsitz nochmal mehr gestalten kann. Man ist ja somit für die Planung und Leitung der Sitzungen verantwortlich. Dadurch kann man viel lenken. Mir hat es Spaß gemacht, und ich habe mir direkt in der ersten Sitzung gedacht, wenn ich schon in den Vorstand rein gewählt wurde, warum dann nicht auch versuchen, Vorsitzender zu werden. Die Mitglieder haben mich ja dann schließlich auch gewählt.
Viele können sich vermutlich nicht vorstellen, wie die Arbeit in einer Jugendvertretung abläuft. Erzähle mal, wie das funktioniert.
Wir haben ca. vier offizielle Sitzungen im Jahr. Hier stimmen wir über Ideen ab, welche die Mitglieder einbringen. Meist diskutieren wir aber vorher schon bei einem Treffen oder über WhatsApp über Ideen und Projekte und klären dann in den Sitzungen vor allem finanzielle Fragen und wie man die Umsetzung am besten angeht. In der Sitzung sind ja dann in der Regel fast alle Mitglieder anwesend und so kann dann hier nochmal jeder seine Ideen und Meinungen zu einem Projekt vorbringen.
Was sollte jemand "mitbringen", der für die Jugendvertretung kandidieren möchte? Braucht es bestimmter Voraussetzungen?
Eigentlich nicht. Mitbringen sollte man aber vor allem Ideen, wie man das Leben für Jugendliche in der Verbandsgemeinde Gerolstein verbessern kann. Ein Gespür dafür, was schief läuft, was besser laufen könnte und vor allem, wie man es besser machen könnte. Die Freude am Diskutieren ist nicht notwendig, aber definitiv nicht schlecht.
Was ist aus deiner Sicht das Besondere an einer Vertretung?
Das direkte Mitspracherecht. Man kann sich durch Anträge und durch den Besuch des Ausschusses für Generation, Soziales, Kultur und Sport der Verbandsgemeinde Gehör bei den Kommunalpolitikern verschaffen und so auch Entscheidungen und Veränderungen beeinflussen. Das finde ich gerade für Jugendliche, die ja aufgrund ihres Alters noch nicht für einen kommunalen Rat kandidieren können, wichtig und toll.
Welche Themen seid ihr angegangen, was war euch am wichtigsten?
Unser Fokus lag vor allem darauf, Jugendlichen Freizeitaktivitäten zu bieten. Hiervon gibt es nämlich meiner Meinung nach immer noch zu wenige bei uns in der ländlichen Region. Viele Feste sind vor allem auf eine ältere Zielgruppe ausgerichtet.
Welche Projekte habt ihr umgesetzt?
Vergangenes Jahr haben wir ein OpenAir Kino veranstaltet, das wir nun am Samstag, 23. August in Hillesheim wiederholen. Außerdem konnten wir erreichen, dass die Eintrittspreise für Jugendliche im Freibad Gerolstein nicht erhöht wurden. Den Jugendraum in Densborn konnten wir mit neuer Ausstattung unterstützen. Die Volkshochschule bietet zudem in Zusammenarbeit mit uns nun Tanzkurse für Jugendliche an.
Was war aus deiner Sicht das Highlight?
Mein persönliches Highlight war der Tanzkurs. Es hat einfach Spaß gemacht, ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich seit dem sogar sehr viel Zeit verbringe. Außerdem finde ich es einfach wichtig, so etwas Grundlegendes wie das Tanzen zu können oder wenigstens die Möglichkeit zu haben, es zu erlernen.
Abgesehen von den Projekten, was bringt es Jugendlichen mitzumachen?
Man lernt viele Leute kennenlernen und erhält Angebote aus der Politik und von Organisationen – beispielsweise einen Ausflug nach Mainz in den Landtag zu machen oder an einer Fortbildung teilzunehmen. Es kann den eigenen Horizont einfach ungemein erweitern.
Würdest du aus heutiger Sicht etwas anders machen?
Definitiv. Ich würde Regelmäßigkeit und Routine in die JVG bringen. Beispielsweise würde ich einen monatlichen Stammtisch einführen, der immer an einem fixen Datum stattfindet (zum Beispiel am letzten Mittwoch im Monat), um neue Ideen zu diskutieren und über den aktuelle Stand der Dinge zu reden. Das bringt einfach mehr Routine rein und mehr Verbundenheit zwischen den Mitgliedern und verhindert, dass Dinge auf den letzten Drücker gemacht werden.
Was wünschst du der neuen Jugendvertretung?
Vor allem wünsche ich der neuen JVG viele tolle Ideen und Wahrnehmung in der Jugend. Die Jugendvertretung öffnet Türen, Eure Ideen relativ leicht umzusetzen. Traut Euch, auch verrückte Projekte oder Ideen zu diskutieren und umzusetzen. Gerade der ländliche Raum braucht einfach mal Kreativität und Mut, um das Leben interessanter und lustiger zu machen.
Warum sollte es unbedingt wieder eine Jugendvertretung geben?
Wenn Entscheidungen über Jugendliche getroffen werden, müssen diese meiner Meinung nach auch in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Daher muss es eine Jugendvertretung geben, damit die kommunalen Räte sich an diese wenden können, wenn sie Jugend-betreffende Themen entscheiden. Außerdem ist es wichtig, dass es eine zentrale Anlaufstelle für Jugendliche gibt, die Ideen, Fragen oder Kritikpunkte haben. Das ist für mich die Jugendvertretung, und dafür sollte sie wahrgenommen werden.
Benjy Thömmes kandidiert altersbedingt nicht mehr für die neue Jugendvertretung. Er wurde bei der Kommunalwahl am 09.06.2024 in den Stadtrat Gerolstein gewählt.


Die Jugendvertretung besteht aus einer Gruppe gewählter Jugendlicher zwischen 14 und 18 Jahren. Sie ist die Stimme der Jugendlichen in der Verbandsgemeinde Gerolstein und wird für eine Amtszeit von 2 Jahren gewählt. Sie verfügt über ein jährliches Budget, das sie eigenverantwortlich einsetzen darf und kann Anträge stellen, die im Verbandsgemeinderat Gerolstein behandelt werden.
Die erste Jugendvertretung hat in ihrer Amtszeit viele Aktionen organisiert, zum Beispiel ein OpenAir-Kino, Tanzkurse und eine Fahrt zur Eislaufbahn, außerdem die Verbesserung von Jugendräumen, Pizza- und Politk-Treffen und eine Umwelt-Kampagne (Aufkleber mit witzigen Sprüchen auf Mülleimern).
Das Bewerbungsformular und alle Informationen zur Wahl der neuen Jugendvertretung unter www.gerolstein.de/jugendvertretung