Egon Schommers blickt auf 30 Jahre als Ortsbürgermeister von Neroth


„Man kann es nicht allen recht machen“, ist Egon Schommers überzeugt und nennt ein Beispiel: „Wenn es um die Bewilligung von Bauvorhaben geht, muss ich mich an gesetzliche Vorgaben halten. Das Ergebnis hat natürlich nicht immer jedem gepasst. Wenn man sich dann am nächsten Morgen getroffen hat, konnte es sein, dass derjenige auf die andere Seite geschaut und nicht mehr mit mir gesprochen hat.“

Als Ortsbürgermeister braucht‘s, wie es scheint, ein dickes Fell. Egon Schommers, seit 30 Jahren in diesem Amt, ist zudem mit einem ausgleichenden Naturell gesegnet. „Ich habe mit der Zeit gelernt, auf die Leute zuzugehen, nicht alles persönlich zu nehmen. Sonst hätte ich ja mit jedem Krach im Dorf.“ Das Dorf, um das es hier geht, ist Neroth, an der südöstlichen Grenze der Verbandsgemeinde gelegen, und Egon Schommers seit 12. April 1991 der Orts-Chef.

Sein kommunalpolitischer Werdegang begann jedoch schon viel früher, war ihm fast ein wenig „in die Wiege gelegt“. Schon sein Vater war Mitglied im Verbandsgemeinde- und Ortsgemeinderat gewesen. Gerade volljährig wurde auch der 1950 geborene Junior Mitglied im Gemeinderat und hatte, wie schon sein Vater, anfangs keinen leichten Stand in einer parteipolitisch „schwarz“ geprägten Region. „Als SPD-Mitglied erhielten wir zeitweise noch nicht einmal einen Saal zum Treffen – und das bei sechs Gasthäusern im Dorf.“

Nichts desto trotz bekleidete Schommers sogleich für 10 Jahre das Amt des zweiten Beigeordneten, dann wurde er erster Beigeordner. Mitten in der Wahlperiode erkrankte der damalige Ortsbürgermeister, Neuwahlen standen an. Egon Schommers stellte sich zur Wahl und gewann gegen den CDU-Kandidaten „mit zwei Stimmen Vorsprung.“ Für Schommers bedeutete das Amt mit seinen Verwaltungsaufgaben „absolutes Neuland“. „Mein Vorgänger war eher von der alten Garde“, erinnert er sich. „Ich hatte großes Glück, dass mir der damalige Büroleiter der Verbandsgemeinde Gerolstein stets helfend zur Seite gestanden und mir viel beigebracht hat“, ist Schommers heute noch dankbar.

Mit Dankbarkeit erinnert er sich auch an eine weitere, für Neroth prägende Person in seiner Amtszeit: Ehrenbürger Siegfried Stahnke, damals Bau-Stadtdirektor in Dortmund, hatte in Neroth bereits das Heimatmuseum gegründet und die Burgruine saniert. „Er kam auf mich zu und schlug mir vor, etwas Besonderes in Neroth zu machen.“ Gemeinsam mit dem Gemeinderat entwickelten sie Ideen und bewarben sich in Trier (zum damaligen Zeitpunkt Sitz des Regierungsbezirks) und Mainz als „Schwerpunktgemeinde“. Mit Erfolg.

In den acht Folgejahren bauten sie mit den bewilligten Mitteln das Heimatmuseum aus, ein altes Bauernhaus zum Vereinshaus um, gestalteten Dorfplatz und Kirchplatz neu und sanierten das Gemeindehaus. Auch ein neuer Rasenplatz für den Sportverein wurde angelegt. „Ich war in der Zeit bestimmt zehn bis fünfzehnmal in Mainz, um für unsere Pläne vorzusprechen“, erinnert sich Schommers an eine für alle Beteiligten intensive Zeit.


Doch auch danach ging die Dorfentwicklung weiter: „Um dem damals noch zahlreichen Nachwuchs gerecht zu werden, haben wir Anfang 2000 den Kindergarten um eine Gruppe ausgebaut“, erzählt Schommers, der es bedauert, dass die Zahl der Erstwohnsitze auf 850 zurückgegangen ist. Hoffnung setzt er auf das Neubaugebiet „In der Hohrheck“, wo die Planungen für die Erschließung des zweiten Bauabschnittes gerade laufen. Mitte 2022 können dort die ersten Grundstücke verkauft werden. Auch für den Erhalt der örtlichen Grundschule hat sich Schommers immer eingesetzt, die neben den Nerother Kindern auch die aus Kirchweiler und Hinterweiler besuchen.

„Als Ortsbürgermeister musst du dich um alles und jeden kümmern“, weiß Schommers, der nicht nur für die vielen Projekte als „Schwerpunktgemeinde“ stetig für Mitstreiter geworben hat. „Beim Ausbau der innerörtlichen Landesstraße 27 bin ich wie ein Hausierer durchs Dorf gezogen, um die Anwohner davon zu überzeugen, ihre Anlagen gleich mit zu sanieren. Neben der Aussicht auf günstige Pflastersteine, entwickelte sich auch ein toller Gemeinsinn, so dass schließlich alle mitmachten“, ist Schommers stolz. Nach anfänglicher Skepsis sagen die Nerother heute noch „Wie ist das schön geworden“.

Auch das Vereinsleben liegt Egon Schommers am Herzen. „Gemeinsam mit dem Heimatverein kümmern wir uns um den Fremdenverkehr, der in Neroth große Bedeutung hat.“ Neben dem Museum stehen Gästen ein Restaurant, zwei Hotels und zehn Ferienwohnungen zur Verfügung. Das Brauchtum pflegt – in pandemiefreien Zeiten – u.a. der Junggesellenverein. Mit der Dorfbevölkerung wird der Maibaum aufgestellt und bei Hochzeiten „geschleift“: Am Polterabend erzeugen die Junggesellen Lärm, indem sie Sensen an die sich drehenden Räder eines alten Holz-Leiterwagens halten. Dies wird als offizieller Abschied vom Junggesellenstand angesehen. Beliebt bei Kindern und Jugendlichen ist die Freiwillige Feuerwehr, die neben ihren vielfältigen Aufgaben „gute Jugendarbeit leistet“. Die Jugendfeuerwehr sorgt jedes Jahr dafür, dass in Neroth der „Winter verbrennt“.

Beim „Carnevalsverein (NCV)“ standen die Nerother mit einem eigenen Dreigestirn viele Jahre den Kölner Traditionen in nichts nach. „Kappensitzung und Umzug finden, wenn alles gut geht, 2022 wieder statt“, hofft Schommers, selbst langjähriger Sitzungspräsident, ehemaliger Karnevalsprinz und heute Ehrenmitglied des Vereins.

Fehlender Nachwuchs macht dem Sport- und Tennisverein Sorgen. „Auch der Musikverein ist längst nicht mehr in allen Registern besetzt. Aber Anlässe wie Kinderkommunionen, Geburtstage, Jubiläen und Fronleichnams-Prozessionen können wir begleiten“, berichtet Schommers, dessen eigene musikalischen Ausbildung 50 Jahre zurückliegt, als aktiver Musiker erst Flügelhorn, dann Bariton spielte und dazu erster und zweiter Vereinsvorsitzender war.

Für seine langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Kommunalpolitik wurde Egon Schommers 2016 mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette ausgezeichnet. Innenminister Roger Lewentz würdigte, neben seinem Engagement in seiner Heimatgemeinde, auch seine seit 1999 ununterbrochene Mitgliedschaft im Verbandsgemeinderat Gerolstein, zeitweise als 2. Beigeordneter, und sein mehrjähriges Engagement im Kreistag des Landkreises Vulkaneifel. „Die vielen Ehrenämter kollidierten manchmal auch mit meinem ‚Hauptberuf‘, erzählt Schommers. „Mein damaliger Chef hat mich eines Tages gefragt, ob ich bei der Deutschen Post oder beim Kreis angestellt bin. Das war mir ein Wink, zum damaligen Zeitpunkt den Kreistag aufzugeben.“

In seinem Heimatdorf Neroth hat sich Egon Schommers inzwischen sechsmal zur Wiederwahl als Ortsbürgermeister gestellt. Und jedes Mal hat ihm die Dorfbevölkerung mit deutlicher Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. „Ich habe mein Amt immer gerne gemacht und Ideen gehabt. Und vor allem gute Unterstützung im Gemeinderat, fraktionsübergreifend! Denn allein kann niemand etwas verwirklichen“, ist sich Schommers sicher. Dankbar ist er auch für die familiäre Unterstützung. Inzwischen engagieren sich auch seine Kinder im Dorf, sein Sohn im Vereinsleben, seine Tochter im Gemeinderat. Darauf ist er stolz, auch wenn sie nicht seine Nachfolgerin werden möchte. Denn auf die Frage, wie lange er sein Amt noch ausüben möchte, sagt er: „Bis 2024 – wenn ich gesund bleibe.“ 

Das wünschen wir ihm von Herzen und gratulieren zum 30jährigen Dienstjubiläum!

Wie Nerother Bürger*innen ihren Ortsbürgermeister sehen: "Das Wohl der Bürger steht für ihn im Mittelpunkt"

Herbert Haas (67 J.), aktives Ratsmitglied seit 12 Jahren: „Ich schätze Egon als Ortsbürgermeister und als Freund sehr. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren und sind, ist er immer fair und loyal. Was hervorzuheben ist: In seiner 30jährigen Amtszeit hat er Entscheidungen nie zu seinem persönlichen Vorteil getroffen. Das allgemeine Wohl steht bei ihm im Vordergrund.“

Linda Kuhn (51 J.), gebürtig aus Mehren: „Ich lebe seit 22 Jahren in Neroth. In dieser Zeit hat Egon diverse Bürgeraktionen organisiert, bei denen auch ich mitgemacht habe: Der ‚Dreck weg-Tag‘ oder das Reinigen des Gemeindesaals, um nur einige zu nennen. Im Laufe seiner Dienstjahre als Ortsbürgermeister hat er viel für das Dorf getan und sich immer für das Wohl der Bürger eingesetzt. Auch dadurch ist Neroth meine zweite Heimat geworden.“

Helmut Müllerstein (55 J.), Inhaber Hotel & Restaurant „Zur Neroburg: „30 Jahre Ortsbürgermeister ist man nicht einfach so. Da muss man schon was geleistet haben und beliebt sein. An Egon kann und konnte man sich stets wenden, ihn zu allen Themen ansprechen. Er hat immer ein offenes Ohr und dafür gesorgt, dass in den letzten Jahren viele Projekte umgesetzt wurden. Davon profitieren wir Einheimischen genauso wie unsere Gäste. Allein durch den Ausbau des Mausefallen-Museums und der größten Mausefalle der Welt im Garten des Café-Restaurants 'Mausefalle', die inzwischen im Guinnessbuch der Rekorde steht, kommen im Jahr mehrere tausend Besucher nach Neroth.“ 

Ewald Blum (69 J.), ehemaliges Ratsmitglied: „Ich habe mit Egon viele Jahre im Gemeinderat und in unserer ‚Rentnergruppe‘ zusammengearbeitet. Mit seiner Unterstützung haben wir viele Projekte umgesetzt: vom Sportplatz-Neubau, für den Egon - wie auch für weitere Maßnahmen - Zuschüsse erwirken konnte, über den Kindergarten-Anstrich bis zur Friedhofs-Sanierung. Gemeinsam haben wir auch den Spielplatz erweitert und das Gemeindehaus von innen gestrichen. Die Arbeit hat immer Spaß gemacht und Egon hat mit angepackt, war stets als Planer und ‚Bewirter‘ mit dabei. Nach Abschluss eines Projekts gab’s für alle Helfer ein kleines Fest in der Grillhütte.“